Rockefeller und das Öl

Kaum ein glänzender Start

John D. Rockefeller, der Gründer der Öl-Dynastie, hatte einen Start ins Geschäftsleben, der alles andere als Erfolg verheißend war. Sein Vater, ein reisender Quacksalber ohne Diplom, verließ die Familie, als John D. etwa 16 Jahre alt war. Später kam heraus, dass der Vater, William Avery Rockefeller, sogar noch unter falschem Namen ein zweites Mal heiratete, obwohl die Ehe mit der Mutter von John D. Rockefeller noch bestand.

Um die gleiche Zeit als der Vater die Familie verließ, nahm John D. Rockefeller eine Lehrstelle bei einer Speditionsfirma an und arbeitete sich innerhalb von zwei Jahren zum Chefbuchhalter des Unternehmens hoch und dies mit gerade einmal 18 Jahren. Schon ein Jahr später stieg John D. Rockefeller als Teilhaber in eine Agentur ein, was gleichzeitig den Einstieg ins damals gerade beginnende Öl-Business bedeutete. Gerade in dieser Anfangszeit zeigte sich die Cleverness des jungen Rockefellers, der mit dem Chemiker Samuel Andrews einen Fachmann fand, der die Weiterverarbeitung von Rohöl verbesserte und so Rockefeller einen Vorsprung vor der Konkurrenz verschaffte.

Das Ölgeschäft der Anfangsjahre lief glänzend, schon bald zahlte Rockefeller einen seiner Teilhaber aus und holte sich einen weiteren ins Geschäft hinein. Henry Morrison Flagler, der zum besten Freund von Rockefeller werden sollte. Im Jahr 1870, John D. Rockefeller war gerade einmal 31 Jahre alt, gründete er zusammen mit weiteren Teilhabern die Aktiengesellschaft Standard Oil Company, die sich mit der Raffinierung von Erdöl beschäftigte.

Unsaubere Geschäftspraktiken und der Erdölkrieg

Rockefeller war von Anfang an nicht zimperlich in seinem Geschäftsgebaren. Schon zwei Jahre nach der Gründung der Standard Oil gründete er ein Kartell aus Unternehmen der Ölbranche, mit deren Hilfe er geheime Absprachen mit den Frachtfirmen vereinbarte, um sein Rohöl billiger transportieren zu lassen. Daraus entwickelte sich ab dem Jahr 1872 der sogenannte Erdölkrieg, wobei sich Firmen aus der Ölbranche gegenüberstanden. Einerseits die Unternehmen des Rockefeller-Kartells, andererseits beispielsweise Ölförderer, die diese Preisabsprachen zu ihrem Nachteil nicht hinnehmen wollten. Letztlich gewann Rockefeller diesen Geschäftskrieg, obwohl die Rabattzusagen der Transportfirmen gerichtlich untersagt wurden und er sogar durch den Boykott von Lieferanten einige Raffinerien schließen musste. Am Ende besaß Rockefeller gegenüber den Erdölförderern den längeren Atem und diese gaben den Boykott auf und die Transportgesellschaften gewährten die Rabatte in geheimen Absprachen weiter.

Obwohl diese Absprachen ans Licht kamen und Rockefeller wirtschaftliche Einbußen hinnehmen musste, wuchs sein Firmenimperium, wobei er darauf achtete, das die Struktur des Unternehmens möglichst unübersichtlich blieb, um gesetzliche Einschränkungen zu umgehen. Diese Art des Geschäftsgebarens verursachte in einigen Staaten der USA den Erlass von Anti-Trust-Gesetzen und letztlich landete Rockefeller mit seinem Firmenimperium von rund 65 Unternehmen, die alle von Standard Oil kontrolliert wurden, auf der Anklagebank. Am 5. Mai 1911 wurde das Rockefeller-Imperium per Gerichtsurteil zerschlagen und in 34 einzelne Aktiengesellschaften umgewandelt. Für die Aktie von Standard Oil war dies natürlich eine Katastrophe. Rockefeller selbst war zu diesem Zeitpunkt zwar noch Präsident der Standard Oil, aber nicht mehr aktiv im Geschäftsleben involviert. Trotzdem erkannte er, das Öl das Geschäft der Zukunft war, denn um diese Zeit setzte der Auto-Boom erst so richtig ein. Folglich kaufte Rockefeller so viele Standard-Oil-Aktien wie möglich zu einem Spottpreis auf und verdiente in der darauf einsetzenden Hausse rund 200 Millionen Dollar.

Der reichste Mann aller Zeiten

John D. Rockefellers Vermögen wuchs in gigantische Höhen und so war der Sohn eines Kräuterdoktors aus dem ländlichen Pennsylvania im Jahr 1916 der erste Dollar-Milliardär der Geschichte. Aber nicht nur das, werden die damaligen durchschnittlichen Lebensverhältnisse zugrunde gelegt, so stellt sich Rockefeller als der reichste Mann der Weltgeschichte dar. Umgerechnet ergibt sein Vermögen des Jahres 1916 heute ein Vermögenswert von 192 bis 300 Milliarden US-Dollar, abhängig davon, welche Zahlen zur Berechnung herangezogen werden.

Wie groß das heutige Vermögen der Familie Rockefeller ist, wissen nur die Vermögensverwalter der beiden Stiftungen, in denen die Anteile der Nachfolgefirmen der Standard Oil Company angelegt sind und deren oberster Chef David Rockefeller ist, der Enkel von John D. Rockefeller Sr. Bei der Verwaltung des Vermögens spielte die Chase Manhattan Bank eine gewichtige Rolle, die schon in den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts unter den Einfluss von John D. Rockefeller Jr. kam, dem Sohn des Patriarchen, der 1937 verstarb. Aus der damaligen Chase Manhattan Bank ging durch diverse Zusammenschlüsse die heutige JPMorgan Chase hervor, die heute die größte US-Bank ist und als die zweitgrößte Bank der Welt gilt. Ihre Bilanzsumme beträgt 2,3 Billionen US-Dollar. Inwieweit das Geld der Rockefellers innerhalb der Bankstruktur von JPMorgan eine Rolle spielt, bleibt wohl das Geheimnis einiger weniger Menschen.

Schiffe

Obwohl der Name Rockefeller geradezu ein Synonym für Reichtum aus dem Ölgeschäft ist, finden sich in diesem Business noch einige andere bemerkenswerte Köpfe, die die Zeichen der Zeit erkannten und auf den Öl-Express aufsprangen.

Neben Rockefeller findet sich ein weiterer Name, der sinnbildlich für Reichtum steht und der, wenn auch indirekt, gleichfalls mit Erdöl verbunden ist. Aristoteles Onassis, griechischer Reeder und Self-Made-Milliardär.
Onassis musste seinen Geburtsort Smyrna, das heutige Izmir in der Türkei, im Alter von 16 Jahren aufgrund des griechisch-türkischen Krieges von 1919-1923 verlassen, da er als gebürtiger Christ und Mitglied der griechischen Minderheit vor Verfolgungen durch die türkische Mehrheit in der Stadt nicht sicher war.
Angeblich emigrierte Onassis mit nur 60 US-Dollar in der Tasche in die argentinische Hauptstadt Buenos Aires, wo er mit dem Handel von türkischem Tabak den Grundstein zu seinem Vermögen legte.

Im Jahr 1932 konnte Onassis aus einer Konkursmasse kanadischer Reedereien sechs große Schiffe zu einem äußerst geringen Preis erwerben. Zu dieser Zeit gab es im internationalen Transportgeschäft nur ein Business, das lukrative Margen auswies, der Transport von Öl. Schon 1935 kaufte er zu den sechs bestehenden Schiffen Tanker hinzu und im Jahr 1938 gab er selbst den Bau von Tankern in Auftrag. Der bevorstehende Zweite Weltkrieg befeuerte sein Geschäft und mit Ausbruch des Krieges im Jahr 1939 war seine Flotte auf 46 Tanker und Frachter angewachsen. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges betrug das Vermögen von Aristoteles Onassis durch den Transport von Öl rund 100 Millionen US-Dollar.
Gerade in der Nachkriegszeit war Onassis eine wichtige Triebfeder für deutsche Reedereien und die gesamte deutsche Seewirtschaft. So gab er ab 1945 den Bau von 18 Schiffen bei deutschen Werften in Auftrag und stellte mehr als 600 Seeleute ein, die auf seinen Tankern um die Welt fuhren.
Bis in die 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts baute Onassis ein Imperium aus 30 Reedereien mit mehr als 900 Schiffen auf, die überwiegend Öl transportierten. Eines seiner lukrativsten Geschäfte war der Abschluss eines Vertrages mit dem Saudi-Arabischen Königshauses im Jahr 1954, indem sich Onassis zum Bau von Super-Tankern verpflichtete, um den Öl-Transport des Landes sicherzustellen. Im Gegenzug erhielt er die Transportrechte und einen Anteil am Verkauf des Öls.

Ein öffentliches Leben

Wohl kein anderer Milliardär vor und nach Onassis, der 1975 in Paris verstarb, führte ein so schillerndes Leben in der Öffentlichkeit wie er. Dazu gehörte unter anderem die Heirat mit der Witwe von John F. Kennedy oder der Versuch, ganz Monaco unter seine Kontrolle zu bringen, was ihm fast gelungen wäre, wenn der damalige Fürst Rainier nicht rechtzeitig Gegenmaßnahmen getroffen hätte.

Wie groß das Vermögen Aristoteles Onassis zum Zeitpunkt seines Todes tatsächlich war, konnte nie genau festgestellt werden. Seine heutigen Erben, die Enkelin Athina Onassis, der vierte Ehemann und Witwer seiner Tochter Christina Onassis, Thierry Roussel sowie die Alexander-Onassis-Stiftung, gegründet nach dessen Unfall-Tod, geben über das ererbte Vermögen ebenso wenig Auskunft wie es das verschachtelte Firmenimperium aus über dreißig Unternehmen je zuließ.

Mit Poker zum Reichtum

Das große „Ölvermögen“ aber auch zumindest teilweise wieder verloren gehen, zeigt sich an der Geschichte der US-Familie Hunt und dessen Patriarch Haroldson Lafayette Hunt, der zuerst mit einer Erbschaft ein erstes Vermögen aufbaute, dies wieder verlor und durch Pokerspielen wiederum zu Geld kam. Das wurde in Baumwolle investiert und durch den Ersten Weltkrieg wurde Hunt erneut Reich, verlor aber auch dieses Vermögen. Seinen Aufstieg zum Ölmilliardär verdankte Hunt letztlich der Tätigkeit, auf die er sich am besten Verstand, dem Pokerspiel. Bei einem dieser Spiele gewann er ein in Texas liegendes Ölfeld, das sich als sehr ertragreich herausstellte. Hunt war zeit seines Lebens eine umstrittene Person und die gesamte Familie gilt als Vorbild zur Fernsehserie Dallas. Den finanziell größten Verlust in der Familiengeschichte besorgte dann aber nicht Haroldson Lafayette Hunt, der 1974 im Alter von 85 Jahren in Dallas verstarb, sondern dessen Söhne Nelson Bunker Hunt und William Herbert Hunt, die in den siebziger Jahren den Versuch unternahmen, den Silbermarkt unter ihre Kontrolle zu bringen. Insgesamt erstreckte sich dieses „Silber-Abenteuer“ auf einen Zeitraum von 18 Jahren, wobei noch mehr Familienmitglieder involviert waren. Das Ende vom Lied war der Verlust von 9 Milliarden US-Dollar, 90 Millionen US-Dollar an Schulden nach der Privatinsolvenz der beiden Brüder und eine Anklage und Verurteilung aufgrund einer Verschwörung am Silbermarkt. Das Interessante dabei ist, das die beiden Hunt-Brüder im Laufe der 18 Jahre mehrere Male mit enormen Gewinn aus der Spekulation hätten aussteigen können, sie aber wohl die Gier dazu trieb, weiter zu machen, bis zum bitteren Ende.

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