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Russische Bedrohung | © 2025 EMH JS

Die russische Bedrohung: Eine differenzierte Perspektive

Hybride Kriegsführung – nicht einseitig

In der Debatte über die „russische Bedrohung“ sollte man unbedingt berücksichtigen, dass hybride Kriegsführung keineswegs nur von Russland ausgeht — auch der Westen spielt in diesem Feld mit. Eine oft diskutierte These besagt, dass die USA hinter der Sprengung der Nord‑Stream‑Pipelines stecken könnten.¹ Berichte, etwa von Seymour Hersh, legen nahe, dass US-Marinetaucher die Rohre im Baltikum manipuliert haben sollen.² Obwohl die USA solche Anschuldigungen entschieden zurückweisen, bleibt der Vorwurf Teil der geopolitischen Narration.³ Gleichzeitig werfen Kritiker westlicher Politik vor, über NGOs von CIA oder MI6 gesteuerte Einflussnahme in Russland zu betreiben, um oppositionelle Bewegung zu fördern oder gezielt politische Destabilisierung zu betreiben.

Aus russischer Perspektive ist eine solche Förderung der Zivilgesellschaft ein klarer Eingriff in die eigenen inneren Angelegenheiten — nach dem Prinzip, „wertebasierte Demokratieförderung“ als Mittel der geopolitischen Einflussnahme einzusetzen.⁴ Das ist nicht nur theoretisch, sondern praktisch Teil moderner Machtpolitik. Wenn man diesen hybriden Machtkampf ganzheitlich betrachtet, ist die „russische Bedrohung“ nicht allein militärisch, sondern vor allem informationell und strukturell.

Militärische Dimension – begrenzte, aber reale Risiken

Militärisch hat Russland in den letzten Jahren seine Kapazitäten gefestigt und demonstriert regelmäßig seine Einsatzbereitschaft. Doch ein offener Angriff auf westeuropäische NATO-Staaten gilt nicht als hochwahrscheinlich — das strategische Ziel scheint weniger in der Eroberung großer Gebiete zu liegen, sondern in Einfluss und Abschreckung. Russland betreibt klar Sicherheitsmachtpolitik in seinem „nahen Ausland“, also vor allem in ehemaligen Sowjetstaaten, nicht unbedingt in Mitteleuropa.

Gleichzeitig nutzen baltische Staaten und andere osteuropäische Staaten diese Bedrohung ernst: Ihre Verteidigungsausgaben steigen, und NATO-Infrastruktur wird ausgebaut.⁵ Russland wiederum beobachtet das kritisch, erkennt aber das hohe Risiko eines direkten militärischen Konflikts mit der NATO. Einige Analysten argumentieren daher, dass die nukleare Abschreckung weiterhin das stabilisierende Element ist — zumindest für den Fall eines konventionellen Konflikts auf dem Territorium der Baltikstaaten oder anderer ex‑SU-Staaten.

Strategische Autarkie & geopolitische Motivation

Ein zentraler strategischer Vorteil Russlands ist seine Rohstoffautarkie: Mit riesigen Erdgas-, Öl- und Mineralvorkommen ist das Land weniger abhängig von Importen als viele europäische Staaten. Das gibt Moskau nicht nur wirtschaftliche Stabilität, sondern auch Spielraum für geopolitische Strategien. Wenn Europa teurer wird oder unter Druck gerät, bleibt Russland vergleichsweise souverän.

Aus dieser Perspektive könnte man argumentieren, dass Russland nicht unbedingt aggressiv expandiert, sondern seine Pufferzonen sichert — etwa in den baltischen Staaten oder anderen ex‑Sowjetrepubliken. Das geschieht nicht immer mit direkter militärischer Gewalt, sondern auch über Einflusspolitik, hybride Mittel und diplomatischen Druck. Gleichzeitig ist es denkbar, dass der Westen diese Wahrnehmung strategisch nutzt, um wirtschaftliche und politische Vorteile zu ziehen: Aufrüstung, Sanktionen, und geopolitische „Sicherheitsarchitekturen“ lassen sich mit dem Narrativ der Bedrohung gut rechtfertigen.

Fazit: Eine mehrschichtige Bedrohung

Was also bleibt? Die „russische Bedrohung“ ist real – aber nicht monolithisch. Es handelt sich weniger um einen simplen Angreifer, sondern um einen strategischen Gegenspieler, der hybride Mittel einsetzt, um seine Ziele langfristig abzusichern. Gleichzeitig nutzt der Westen diese Bedrohung politisch und wirtschaftlich. Besonders relevant bleiben die baltischen Staaten und ex-sowjetische Regionen als potenzielle Brennpunkte.

Für Europa ergibt sich daraus eine klare Schlussfolgerung: Neben militärischer Abschreckung braucht es vor allem Resilienz — und zwar nicht nur auf der konventionellen Ebene, sondern besonders im digitalen, energetischen und gesellschaftlichen Raum. Nur so kann man auf hybride Angriffe angemessen reagieren.

Quellenverzeichnis:

 

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